Mittwoch, 28. Januar 2009

French Island - Somewhere in the Nowhere

Wir sind zurueck in Melbourne. Immernoch ohne Job, aber entspannt nach ein paar schoenen Tagen fernab der Grossstadt auf French Island.

Freitag im Zug: die Doerfer werden immer kleiner, die Leere dazwischen immer groesser. Endstadtion ist Stony Point, wo auch schon die Faehre wartet. Was uns ueberrascht: Wind und Wetter wie an der Nordsee; von Karibikfeeling keine Spur. Schwankend bringt uns das kleine Boetchen rueber zur Insel. Sofort sind wir irritiert: ein grosses Hotel, volle Straende und Imbissbuden an jeder Ecke. Das soll unsere Insel mit nur 60 Einwohnern sein? Trotzdem marschieren wir schwerst beladen in die Richtung, in der wir unseren Campingplatz vermuten. Doch die Werbetafeln fuer "Philip Island Hotel" und "Philip Island Info Center" nehmen kein Ende. Philip Island? Da stimmt doch was nicht. Die naechsten Passanten sprechen wir an: "Wo sind wir hier eigentlich?" Fast haben wir uns es jetzt schon gedacht: Philip Island. Mist! Da haben wir wohl die falsche Faehre erwischt. Mit Lachtraenen in den Augen setzen wir uns erst einmal mitten auf den Gehweg und fangen an zu Vespern. Die letzte Faehre zur richtigen Insel sehen wir gerade davon fahren - Plan B muss her. Auch hier wird es wohl Campingplaetze geben. Schnell ist eine vollstaendige Liste dieser besorgt, schnell sind alle angerufen und schnell wissen wir: alle sind sie ausgebucht! Es faengt schon zu Daemmern an und wir haben keinen Schlafplatz. Wie ist eigentlich Plan C? Im Park uebernachten? Durchmachen am Strand? Mutti in Sorge anrufen und heulen? Aber weil wir zum einen muede und zum anderen keine Memmen sind, haben wir eine noch bessere Idee. Irgendwer wird zwei gestrandete, verzweifelte Maedchen doch in seinem Garten zelten lassen! Wir suchen uns das schoenste Haus der Insel aus und haben tatsaechlich Glueck. Wie schon oft festgestellt, sind die Australier ein sehr nettes Volk und gerne helfen sie uns aus der Patsche.
Frueh am naechsten Morgen brechen wir auf und nehmen die erste Faehre zur richtigen Insel. So haben wir uns das schon eher vorgestellt. Alles ist menschenleer, die Anlegestelle besteht aus nichts als einem kleinen Haeuschen und empfangen wir man vom Ranger das Nationalparks, der den groessten Teil der Insel einnimmt. Vor uns liegt nun ein fuenf Kilometer langer Fussmarsch in praller Sonne auf sandigen Strassen. Nach 500m brauchen wir die erste Pause - immerhin traegt jeder von uns 20kg auf dem Ruecken, 10kg auf der Brust und eine schwere Tasche in jeder Hand. Trampen waere jetzt nicht schlecht - Autos gibt es auf dieser ausgestorbenen Insel leider wenige. Aber wir haben Glueck: wenige Kilometer spaeter werden wir von einem netten Inselbewohner zum Campingplatz gefahren. Campingplatz ist eigentlich uebertrieben, "Fairhaven" ist ein eingezaeunter Bereich direkt am Strand mit nicht mehr als einem Plumsklo. Ausser uns verschlaegt es hier nur wenige hin und niemand bleibt laenger als eine Nacht. Bei uns werden es drei. Aber hej - immerhin ist es kostenlos (da kommen wohl unsere schwaebischen Wurzeln zum Vorschein). Aber es gefaellt uns auch wirklich gut hier. Die Tage verbringen wir mit leichten Wanderungen, tiefsinnigen Gespraechen, Uno spielen und lesen. Wir geniessen die Ruhe und haengen unseren Gedanken nach. Nur an Nahrung zu kommen stellt sich als Problem heraus. Der einzige Shop der Insel ist 10km entfernt und ausserdem sackteuer, wie wir feststellen, als wir aus der Not heraus vier Liter Wasser fuer knapp 10 Euro kaufen. Ausserdem fehlt es uns ja nicht nur an Isomatten (ja, es waren harte Naechte!), sondern auch an Campingkocher, Toepfen, Tellern, etc. So ernaehren wir uns von Brot in abgezaehlten Scheiben, Dosentunfisch und trockenen Cornflakes. Einziger Lichtblick ist der eine Keks pro Tag. Wunderschoene Sonnenuntergaenge und traumhafte Straende machen das harte Wildcamperleben jedoch wieder wett und wir fahren Dienstagmorgen mit einem lachenden und einem weinenden Auge wieder Richtung Melbourne.
Fuenf Tage und vier Naechte ohne Dusche, aber wir koennen uns immer noch gut riechen.

Ab Montag werden wir zum ersten mal wwoofen, bei einer Familie in einer kleinen Stadt in der Naehe von Melbourne.

Hannah und Clara


P.S.: Vielen Dank fuer eure Geburtstagsglueckwuensche. War doch mal was ganz anderes so am anderen Ende der Welt und ohne Freunde und Familie. Aber Hanni und ich haben ja einiges erlebt am 23. und so wars auf keinen Fall langweilig!! Liebe Gruesse, eure Clara.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Meine Liebsten,

das hört sich doch mal nach einem richtigen Abenteuer an-
und hey Dosenthunfisch und ähnliches hört sich gar nicht sooo schlecht an :-)

Frühstückskuss,
Jule

Hannahs Mutti hat gesagt…

Ihr Lieben, wo genau soll ich das Fresspaket hinschicken???

Kay hat gesagt…

Hallo ihr zwei!
Viiielen lieben Dank für eure SMS, hab mich riesig gefreut! Wisst ihr schon genaueres über euren ersten WWOOF-Job? Was müsst ihr da machen, wie ist die Bezahlung, könnt ihr da übernachten und essen?
Eure Einträge klingen so wunderbar abenteuerlich. Ich wär jetzt gerne bei euch, in ner (wenigstens: Natur)SuperMarkt-Filiale zu arbeiten ist nämlich nicht so spannend.
Ich drücke euch,
Kay

Anonym hat gesagt…

Liebe Hannah und Clara,
seid ihr schon völlig abgemagert?? Hört sich ja nicht sehr nahrhaft an, aber warscheinlich kann man als junger Mensch auch einige Zeit von Sonnenuntergängen und Strandidylle leben. Ich beneide euch schon ein bißchen. Genießt eure Zeit.
Katrin
P.S. Was bitte ist wwoofen? Ist mir völlig unbekannt!

Anonym hat gesagt…

Hey ihr zwei! Bis auf den Thunfisch hoert sich das alles soooo toll an und ich waere auch voll gern da bei euch! Obwohls dann mit der Idylle vielleicht vorbei waer, haben ja schon ewig nicht mehr gestritten, Clara :D :D Bis ganz bald hoffentlich, liebste Gruesse :)maria

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Unknown hat gesagt…

Hey ihr,
gabs denn auch einen Kuchen?
Klingt aufjeden Fall mehr als beneidenswert, was ihr da unten so anstellt :(
Als was wooft ihr denn?
LG
Max